Gründerinnen und Gründern nachhaltige Finanzierung ermöglichen
Gründerinnen und Gründern sowie jungen Unternehmen in der Wachstumsphase wollen wir in der EU eine nachhaltige Finanzierung ermöglichen. Insbesondere wollen wir eine europäische Venture- Capital-Verordnung, die beste Bedingungen für Wagniskapital schafft. So verhindern wir, dass die bes- ten Ideen und Köpfe aus der EU abwandern, weil vor allem die zweite Finanzierungsrunde in der EU nicht mehr gestemmt werden kann. Ein „Zukunftsfonds Europa“ könnte durch entsprechende Risikobündelung Venture Capital an zukunftsträchtige Unternehmen vergeben. Dabei sollen Synergien zum „InvestEU“-Programm und sich daraus ergebende Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden. Zudem setzen wir uns für eine Vereinheitlichung der Regeln zum Crowdfunding in der Europäischen Union ein. Wir wollen außerdem ein unabhängiges Inkubator-Programm etablieren, das europaweit in großer Zahl Unternehmensgründungen anregt, coacht und zur Finanzierung über privates Wagniskapital bringt. Wir fordern Digital-Freiheitszonen nach europäischem Recht: Durch Experimentierräume und Öffnungsklauseln wollen wir grenzüberschreitende „Sonderwirtschaftszonen“ für digitale Ausgründungen von Unternehmen, Start-ups und Spin-offs schaffen. Die Rechtsformen des Europäischen Gesellschaftsrechts wollen wir ausweiten (Europäische Privatgesellschaft [SPE], Europäischer Verein), um Unternehmen bessere Rahmenbedingungen und passendere Rechtsformen zu ermöglichen.
Zitat aus dem Wahlprogramm der Freien Demokraten
Die Argumente der FDP Auslandsgruppe Europa:
Um Innovation und Fortschritt zu fördern, ist Freiheit entscheidend - sei es in unseren Denkweisen oder in technischen und gesellschaftlichen Bereichen. In Europa gibt es keinen Mangel an Ideen, und wir verfügen über die Infrastruktur und das Know-how für eine Vielzahl von Umsetzungen. Daher ist die europäische Wissenschaft auch stark. Allerdings fehlt es Europa oft an der Möglichkeit, Erkenntnisse und Entwicklungen aus dem Labor in die Gesellschaft zu integrieren. Dies hat verschiedene Gründe. Erstens gibt es in Europa viele Regeln, die nahezu alle Lebensbereiche betreffen. Viele dieser Regeln dienen einem bestimmten Zweck und schützen das gesellschaftliche Miteinander. Jedoch schränken sie auch den Spielraum für Innovationen ein und machen es schwieriger, Innovationen in die Gesellschaft zu bringen. Zweitens sind die Regulierungen innerhalb Europas oft zu unterschiedlich. Selbst wenn ein Land alle regulatorischen Hürden genommen hat, kann die Innovation nicht europaweit umgesetzt werden. Drittens sind Teile der europäischen Bevölkerung skeptisch gegenüber Innovationen eingestellt, was ihre Akzeptanz verlangsamt.
Das Silicon Valley, eine der innovativsten Regionen der Welt, profitierte in der Vergangenheit von der Kompetenz der örtlichen Universitäten, einer aufgeschlossenen Bevölkerung und ausreichend Risikokapital. Ähnliches geschah in jüngerer Zeit in lokalen Sonderwirtschaftszonen wie Shenzhen (China), die zu Zentren für Innovationen wurden. Diese Beispiele zeigen, dass eine lokale Konzentration von Erfahrung im Bereich innovativer Entwicklungen zu einer starken Beschleunigung und effektiven Umsetzung führen kann. Wege sind kürzer, Wissen verbreitet sich schneller, Synergien können genutzt werden, und Skaleneffekte können sich entfalten. Auch für die Politik ist es einfacher, innerhalb solcher Regionen auf die Bedürfnisse von Innovationen einzugehen und mit den Auswirkungen außerhalb dieser Regionen in Einklang zu bringen. Das Silicon Valley oder Shenzhen sollen nicht einfach als Modell in Europa nachgebaut werden. Aber beide Beispiele zeigen, wie lokale Cluster von Innovation, Bildung und Kapital zu einem schnelleren Fortschritt führen können.
Man kann heute oft beobachten, dass Gründer für die zweite Finanzierungsrunde abwandern, insbesondere Richtung USA. Neben dem generellen Problem einer höheren Risikoaversion von Kapitalgebern in der EU ist es heute für Startups häufig auch genauso schwierig, ihr Geschäftsmodell in die einzelnen EU-Mitgliedstaaten zu tragen als außerhalb. Hier müssen wir den regulatorischen Rahmen verbessern, um einfachere und bessere Bedingungen für Venture-Capital zu schaffen und gezielte staatliche Förderungen anstreben. Mehr europäische Erfolgsgeschichten könnten dann auch dazu führen, einen anderen Umgang mit Risiken zu pflegen und noch mehr private Investoren zu aktivieren.